Im Zusammenhang der internationale Fachmesse für Theater-, Film- und Veranstaltungstechnik Stage|Set|Scenery, die in Berlin vom 18. – 20. Juni 2019 stattfinden wird, traf sich die Messe Berlin in einem Interview mit der Administratorin des Kostümforums. Das Interview ist der Auftakt zu einer Kooperation und einem fachlichen Austausch.
1. Wie kamen Sie auf die Idee, mit Ihrer Website www.kostuemforum.de ein Forum speziell für Kostümbildner/-innen und Kostümschaffende zu schaffen?
Die Idee ein Forum und einen Blog für Kostümbildner/-innen und Kostümschaffende aufzubauen, entwickelte sich, als ich Dozentin im Studiengang Kostümbild an der UdK Berlin war. In der Zeit von 2005 bis 2011 gehörte ich zu dem Gremium, das sowohl die eingereichten Mappen von Studienbewerber/-innen sichtete, um eine Auswahl für die Aufnahmeprüfung zu treffen als auch die Diplomausstellungen der Absolventen/-innen zu beurteilen. Mich hat es sehr beeindruckt, mit wie viel Begeisterung und Krafteinsatz junge Menschen in dieses künstlerische und anspruchsvolle Kostümbild-Studium einstiegen, parallel auch schon am Theater und beim Film/TV arbeiteten und ich den Eindruck hatte, dass nach diesem fünf-jährigen Studium die Studierenden befähigt waren, ihre ersten Kostümbilder für die Bühnen Deutschlands zu realisieren.
Doch die Aussichten mit diesem abgeschlossenen Hochschulstudium eine tragfähige Existenz aufzubauen, sind bis heute nicht gegeben. Arbeit für einen Kostümbildner gibt es ausreichend, nur schwirrt in den Köpfen der Auftraggeber und Produktionsfirmen immer noch der ausbeuterische Slogan ”No Budget, Low Budget” und dies macht sich ganz besonders bei den künstlerischen Berufen bemerkbar und leider immer noch bei den hochqualifizierten Kostümbildner/-innen. Somit sollten auf dem Blog bezahlte Arbeitsangebote für Kostüm-bildner/-innen und Kostümschaffende veröffentlicht werden und mein Anliegen war, meine Leserschaft für kulturpolitische Themen zu sensibilisieren.
Während der Studienzeit erlernt ein Kostümbild-Student sein künstlerisches und textil-verarbeitendes Handwerk, um seine Kostümentwürfe realisieren zu können. Dies ist die Voraussetzung mit den Kostümschaffenden der Kostümabteilungen an den Theatern kreative Arbeitsprozesse in Gang zu setzen. Ich persönlich freue mich immer auf die Zusammenarbeit mit den Werkstätten und schätze alle handwerklichen Abteilungen, die an der Realisierung meiner Kostümbild-Entwürfe beteiligt sind.
Mit Kostümschaffenden zusammen zu arbeiten, ist für mich ein Geschenk und ich empfinde eine großen Wertschätzung für ihr Können und ihre Erfahrung. Ein Kostümbildner muss diese Synergie im Produktionsprozess mit den Kostümschaffenden herstellen und dies ist der Grund, warum das Kostümforum auch alle Gewerke der Kostümherstellung anspricht und sie dazu einlädt, Mitglied zu werden.
2. www.kostuemforum.de bietet zahlreiche Möglichkeiten für den Gedanken- und Informationsaustausch rund um das Thema Kostüm an. Welches sind die Themen, die Ihre 370 Mitglieder aktuell am meisten beschäftigen?
Als Administratorin des Kostümforums kann ich im Backend eine statistische Auswertung der Aktivitäten meiner Besucher einsehen. Das Kostümforum wird durchschnittlich 300 mal am Tag besucht und es zeigt sich, dass auf dem Blog zum einen das Register mit den veröffentlichten Blog-Einträgen und alle Links zu Hochschulen, zu Kostüm- und Modegeschichte, zu Medien und Messen und zu Museen etc. eingesehen werden zum anderen die aktuellen Termine, die auf interessante Ausstellungen für Kostümbildner/-innen hinweisen und die Arbeitsangebote für Kostümbild-Assistenten/-innen.
Der meist gelesene Artikel auf dem Blog ist Niccolò Machiavelli: „Der größte Feind der neuen Ordnung ist, wer aus der alten seine Vorteile zog“
In diesem Artikel geht es um die Bezahlung von Praktikanten an den Bühnen Deutschlands für einen Mindestlohn, der 2015 festgesetzt wurde. (siehe hier)
3. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um Mitglied Ihres Forums zu werden?
Es gibt eine IT-technische Voraussetzung und damit verbundene inhaltliche Voraussetzung, um Mitglied auf dem Kostümforum zu werden. Die IT-technische Voraussetzung ist die Registrierung mit kurzen Angaben zu dem eigenen Berufsprofil. Dies ist wichtig, um Spammer/Spammails auszuschließen. Durch die Registrierung erhält das Mitglied ein eigenes Benutzerkonto, dass er/sie selbst verwalten kann. Als Administratorin kann ich das Berufsprofil einsehen und das Mitglied in die jeweilige dafür eingerichtete Berufsgruppe einladen. Jedes Mitglied kann Nachrichten in seinem Benutzerkonto veröffentlichen und Kontakte zu Kollegen oder Kostümschaffende aufnehmen, in dem er eine private Nachricht versendet. Auch besteht die Möglichkeit eine eigene Gruppe für ein spezielles Thema zu gründen und zum Wissensaustausch einzuladen.
4. Die Stage|Set|Scenery kooperiert seit 2017 auch mit der Gesellschaft der Theaterkostümschaffenden e.V. (GTKos) und dem Bund der Szenografen e.V. Wo sehen Sie hier Schnittmengen, wo Unterschiede zu Ihrer Arbeit?
Die GTKos e.V. und das Kostümforum hatten sich in etwa zeitgleich aufgestellt und auf der Messe in Berlin 2011 fanden die ersten Kooperationsgespräche zwischen Kostümbildner/-innen und den Kostümschaffenden statt. Aus den Gesprächen hatte sich ergeben, dass viele festangestellte Kostümschaffende auch als freischaffende Kostümbildner/-innen arbeiten. Die Initiative für den fachlichen Austausch der GTKos e.V. mit allen Kostüm-Gewerke, die an den Theatern angesiedelt sind, ist in vielerlei Hinsicht zukunftsweisend und intelligent. Bemerkenswert finde ich die Wissensvermittlung und den Erfahrungsaustausch innerhalb der Netzwerkstruktur und den Austausch und die Weitergabe von Ressourcen.
Viele meiner veröffentlichten Arbeitsangebote für Kostümassistenten/-innen auf dem Blog des Kostümforums kommen von der GTKos e.V. und ich habe eine Anlaufstelle für fachliche Fragen, die sich aus Produktions-zusammenhängen ergeben.
Der Bund der Szenografen e.V. hatte sich 2013 in seiner Vorstandsbesetzung neu formiert, um dem damals aufkommenden Umsatzsteuer-Wirrwarr der Finanzämter von 7% auf 19% für freischaffende Bühnen- und Kostümbildner entgegenzuwirken. Dieser Anlass war der zündende Funke, sich mit allen Theaterschaffenden und ihren Verbänden zu vernetzten und zu solidarisieren, um sich für angemessene Arbeitsbedingungen und Honorierung einzusetzen und gemeinsam die deutsche Theaterlandschaft zu reformieren.
5. Inwieweit kann eine Messe wie die Stage|Set|Scenery aus Ihrer Sicht dazu beitragen, die Interessen der Kostümbildner/innen und Kostümschaffenden in der Öffentlichkeit bekannt zu machen?
Da die GTKos e.V. regelmäßig ihre Kostümschaffendentagung auf der StageISetIScenery veranstaltet und der Bund der Szenografen e.V. mit einem Informationsstand für Bühnen- und Kostümbildner/-innen präsent sein wird, wäre dies ja die beste Voraussetzung miteinander ins Gespräch zu kommen, um diese Frage zu erörtern.
Mein Gedanke zu einer öffentlich wirksamen Aktion wäre eine im Vorfeld der Messe stattfindenden Forschungslaboratorium für professionelle Kostümbildner/-innen und Kostümschaffende. Eingaben für eine kreative Zusammenarbeit wären neue Materialien und Technologien, die von den Händlern und Firmen auf der Messe zur Verfügung gestellt werden. Gemeinsame Forschung, Wissensvermittlung, Experimente und improvisatorische Lösungsfindung könnte man audiovisuell begleiten. Die Ergebnisse in einer Präsentation zusammenfassen und auf der kommenden Messe vorstellen.
Dies wäre für mich ein Ansatz die künstlerischen und kreativen Arbeitsprozesse zwischen den Kostümbildner/-innen und den Kostümschaffenden mit neuen Materialien und Technologien auf der Messe der Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Dieses Interview ist auf der Internetseite der Stage|Set|Scenery unter Fachbesucher erschienen. (siehe hier)
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