Günter Unterburger: Der Hut ist kein Kleidungsstück!

„Der Hut ist kein Kleidungsstück!“

Mit dieser Aussage präsentiert Günter Unterburger, Bildhauer und Künstler seine Hüte. Er untermauerte seine These mit einem Rückblick auf die Kulturgeschichte des Hutes.

Für ihn ist der Ursprung des Hutes bei den Naturvölkern zu finden, die Trophäen – insbesondere im Sinn einer Auszeichnung für eine geglückte Jagd – als Kopfschmuck trugen. Der Jäger präsentierte die Trophäe der von ihm erlegten Beute und führte durch diesen Ausweis seiner Geschicklichkeit vor Augen, welcher Status ihm innerhalb seiner Gemeinschaft gebührte. In vergleichbarer Form finden wir heute noch Trophäen wie z. B. den Gamsbart oder die Fasanenfeder als Anstecker an Hüten.

In religiösen Zusammenhängen kommt weniger körperliche Geschicklichkeit zum Tragen, als vielmehr eine geistige Haltung oder ein geistlicher Rang. Für das Erstere kann beispielsweise der Schtreimel der orthodoxen Juden erwähnt werden, für das Letztere unter anderem die Mitra, die der Papst bei repräsentativen Auftritten trägt.

Im Militärischen dient die Kopfbedeckung einer Uniformierung und lässt Hierarchien ablesen. Ähnliches gilt für das Personal von Luft- und Schifffahrtsgesellschaften sowie von verschiedenen anderen Dienstleistern.

Auch in der bürgerlichen Gesellschaft wurden und werden Hüte getragen, an denen der Status der Trägerin oder des Trägers abzulesen ist. Zylinder und Pillbox etwa zeigen die Zugehörigkeit zu einer gehobenen Gesellschaftsschicht an.

In unserem Jahrhundert spielen nun Basecaps eine große Rolle, und das weit über den Bereich des Sportfelds hinaus. Das Tragen dieser Mützen ist nicht schlicht aus praktischen Gründen zu erklären, sondern ist als Bekenntnis zu einer unisexen Sport- und Jugendkultur aufzufassen.

Hieraus leitet Günter Unterburger ab, dass das Tragen einer Kopfbedeckung eine Botschaft beinhaltet. Die Kopfbedeckung fungiert als Zeichen für einen gesellschaftlichen Status oder für eine Gruppenzugehörigkeit; sie ist gleichsam eine semantische Prothese.

Nach seinem Rückblick auf die Kulturgeschichte des Hutes verdeutlichte Günter Unterburger einige Folgerungen für seine eigenen Kreationen.

Bei manchen Modellen greift er bewusst auf Attribute aus dem tradierten Kanon zurück, welche die Trägerin oder den Träger hochherrschaftlich erscheinen lassen, wogegen andere den Kopf wie ein Schutzhelm umhüllen oder auf aerodynamische Formen zurückgreifen, wie sie bei Spoilern an hochtourigen Autos gebräuchlich sind. Wiederum andere lehnen sich an organische Vorbilder an, womit auch morphologische Fehlbildungen oder Auswüchse gemeint sein können.

Alle diese Hüte spielen mit einem Blick, der Zeichen und Abzeichen zu lesen gewohnt ist – aber sie können nie eindeutig entziffert werden. Sie lösen Assoziationen aus, ohne festlegen zu wollen, wohin diese führen. Mithin sind sie Transformatoren: Werden sie aufgesetzt, findet eine Verwandlung statt.

Und als solche Transformatoren besitzen Günter Unterburgers Hüte eine magische Wirkung.