Indigo: Anbau • Färbetechniken • Projekte

Der Originaltitel des Buches Indigo lautet En Handbok om Indigo – Färgning & Projekt bei Natur & Kultur und ist in Schweden erschienen.

Die Autoren Kerstin Neumüller und Douglas Luhanko lieben das traditionelle Textilhandwerk und beide haben sich gefunden, um gemeinsam das Indigo-Färben neu zu entdecken.

Durch ihr Interesse an diesem ca. 4500 Jahre altem Färbe-Handwerk, das auf fast allen Kontinenten der Erde bis heute in verschiedenen Traditionen mit verschiedenen Techniken ausgeführt wird, entstand ein gut geschriebenes und reich bebildertes und illustriertes Fachbuch über die Grundlagen des Färbens mit den Indigofera-Gewächse, dem Färbeknöterich und dem Färbewaid.

Copyright Foto Fredrik Ottosson

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Kerstin Neumüller und Douglas Luhanko haben sich nicht gescheut ihre eigenen Indigo- pflanzen im Garten anzubauen, um sie zu ernten und für den Färbevorgang zu fermentieren. Für die Fermentation haben sie verschiedene Rezepte für die verschiedenen Färbe-Küpen ausprobiert, die in ihrem Buch wie Kochrezepte nachzulesen sind und zum Experimentieren einladen. Beschrieben werden Färbevorgänge für Kleidungsstücke, Garne und Textilflächen und da in der Indigo-Färberei, die blaue Farbe erst durch ein Oxidationsprozess mit dem Sauerstoff an der frischen Luft auf der Textilie entsteht, kann man beobachten wie sich die Textilien auf der Leine langsam blau färben.

Das Indigo-Färben erscheint wie ein alchemistischer  Prozess.

Da Indigo ein wasserunlöslicher Stoff ist, kann er nicht direkt zur Färbung eingesetzt werden. Daher muss das Indigo erst einer Reduktion in alkalischer Lösung mit Natriumdithionit unterzogen werden. So wird es wasserlöslich. Dieses wasserlösliche Indigo ist gelblich und nennt sich Leuko-Indigo. Das Gewebe wird mit dem Leuko-Indigo getränkt und an der Luft zum Trocknen aufgehängt. Durch die Sauerstoffzufuhr erfolgt eine Rückoxidation zu Indigo, dem blauen Farbstoff, dessen Moleküle in den Faserfibrillen mehr oder weniger mechanisch haften bleiben.

Die Qualität des pflanzlichen Indigos, die Zusammensetzung der Kübe, die Temperatur und das zu färbende Material beeinflussen den Färbevorgang. Somit fällt die Blau-Färbung unterschiedlich aus und in diesem Zusammenhang geben die Autoren mit ihren Erfahrungen gute Hinweise, um das Färbe-Ergebnis günstig beeinflussen zu können.

Copyright Foto Fredrik Ottosson

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Das Tolle an diesem Buch ist auch, dass unter dem Kapitel Projekte traditionelle japanische Reservierungstechniken wie Arashi- und Itajime-Shibori aufgezeigt werden. Traditionelle Muster, die durch die Indigo-Färberei auf den Textilen sichtbar werden. Auch widmen sich die Autoren der japanischen Nutz- und Zierstiche Sashiko in Formen von Moyó-Sashi und Hitome-Sashi. Dahinter verbergen sich traditionelle japanische Stickmuster von Hanfblätter und Kaktusblüten.

Copyright Foto Fredrik Ottosson

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Und wer dem Used-Look seiner Jeans überdrüssig geworden ist, findet hier in diesem Buch unter dem Kapitel Flicken und Ausbessern eine Anleitung, wie er seine durchlöcherte Jeans ausbessert, flickt oder schlichtweg durch Zierstiche und Stoff-Flicken zu einem individuellen Artefakt verwandelt.

Zu guter Letzt werden auf einer der letzten Seiten des Buches Bezugsquellen für das Zubehör zum Färben genannt, für all jene Leser und Leserinnen, die keine Möglichkeiten haben ihre Indigopflanzen selber anzubauen.

Aus dem Schwedischen übersetzt von Marie-Luise Schwarz
Redaktion Gisela Witt

140 Seiten, mit zahlreichen Fotos und Zeichnungen, gebunden

Haupt Verlag

€ 29,90 / CHF 37,00

ISBN 978-3-258-60212-7

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