Symposium: Transformation of the Prague Quadrennial since 1999

Die Prager Quadriennale ist die internationale Plattform für Bühnen- und Kostümbildner.

Geladen waren zu diesem zweitägigen Symposium in Prag vom 17. bis 18. März 2016 internationale Vertreter der Kunsthochschulen, Verbände und Künstler, die auf der PQ 2015 vertreten waren.

Mitglieder des Bundes der Szenografen waren vor Ort und haben an diesem Kongress teilgenommen

In kurzen Vortragsreihen wurden von unseren internationalen Kollegen und Professoren für Szenografie vergangene PQ-Ausstellungskonzepte und Positionen aufgezeigt und die sich daraus ergebenden künstlerische Zukunftsvisionen in Wort und Bild vorgestellt.

In 20 Vorträgen zeichnete sich für mich folgende Transformation des künstlerischen Arbeitsfeldes des Szenenbildners ab, wofür meines Erachtens die Bildungs- und kulturpolitischen Positionen der jeweiligen Länder erheblich dazu beitragen.

Am Entstehen sind neue theatralische Formen wie Performative Kunst, Performative Installationen, temporäre Spielstätten, Performative Räume, Live Performances…
Der Szenenbildner verlässt das Theater, eröffnet neue Spiel-Räume, virtuelle Räume mit digitalen Techniken. Er wird damit unabhängig von einer Regie, auch von ausgebildeten Schauspielern, bindet Passanten, Besucher und Zuschauer in seine Performance oder in seinen Performativen Raum ein. In dem Spielraum findet ein Spiel statt unter selbst inszenierten Gesetzmäßigkeiten.

Dies ist eine wichtiges szenisches Voranschreiten, um der Kreativität und dem erworbenem Know-How an digitalen Techniken Rechnung zu tragen. Ein Künstler, der sich mit Szenenbild, mit seiner Umwelt und gesellschaftlichen Veränderungen auseinandersetzt, kommt nicht umhin, sich auch andere Räume für seine Kreativität zu erschließen. Er emanzipiert sich von überkommenen Arbeitszusammenhängen, da diese in dem Maße nicht mehr vorhanden sind oder auch diese neue künstlerische Ansätze nicht zulassen.

In den letzten Jahrzehnten war dieser Beruf als Szenenbildner ausgerichtet auf das Erschaffen von Bühnenräume für den theatralischen Zusammenhang in traditionell strukturierten und geleiteten Theaterhäusern. Die Ausbildungsplätze für diesen Beruf war kontingentiert, die Studiengänge für Bühnen- und Kostümbild waren elitär aufgestellt.

Nun zeichnet sich durch die anhaltende europaweite Sparpolitik im Bildungs- und Kultursektor ein Trend ab. Zum einen werden in den Hochschulen in den Studiengängen Szenenbild und Szenografie nun nicht mehr ein kleiner Kreis von Studenten aufgenommen, sondern es müssen Studienplatzzahlen erfüllt werden, ungeachtet der sich z.B. in Deutschland abzeichnenden Auflösungen von Theaterspielstätten, Sparten und Infrastrukturen. Zum anderen stieg in den letzten 20 Jahren an den Theatern mit reduziertem Haushaltsetat die Anzahl der Produktionen, um eine optimale Auslastung zu erreichen.

Fazit: Es werden europaweit mehr Szenografen ausgebildet als der Arbeitsmarkt an den Theatern aufnehmen kann und viele Kollegen, die an den Theatern z.B. in Deutschland arbeiten, werden für ihre professionelle Arbeit so niedrig entlohnt, dass man von einem Arbeitsverhältnis nicht mehr sprechen kann. Wir werden zu ”Sponsoren” für die Kulturbetriebe.

Wir tragen die Kosten der Bildungs- und Kultur-Sparpolitik!!

Auch wenn sich der Szenenbildner andere Rahmenbedingungen sucht, um seine Performativen Räume zu installieren. Er wird in vielen Fällen sein eigener Fundraiser und Installationstechniker sein und eine Public Relations Abteilung aufstellen müssen.

Im besten Falle wird die performative Kunst Einzug in die Theater halten, Kulturpolitiker werden geladen und Bestandteil interaktiver Spiele, sie werden begeistert sein.

Die Performative Kunst kann ich nur begrüßen, weil sie kreativ, zeitnah und spielerisch sein kann. Sie ist eine von vielen Spielfeldern für Szenenbildner, Architekten, Videokünstler und Lichtdesigner.

Dennoch stellt sich für mich die Frage, an wen können wir unsere Sponsorenrolle wieder abgeben?

Auf Youtube ist das Symposium Transformation of Prague Quadrennial since 1999 in 9 Filmen zu sehen.